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Spuren der ersten Christen

Spuren der ersten Christen

Ein durch Zufall im Frühsommer 1999 beim Fällen einer Tanne zu Tage getretenes Stück eines runden Mauerwerks rief die Archäologen des Kantons auf den Plan. Erste Abklärungen ergaben, dass es sich dabei um die Apsis eines längst an dieser Stelle vermuteten Vorgängerbau der jetzinge Kirche St. Johann und Viktor handeln könnte, weshalb die Grabung ausgedehnt wurde und bald zu erstaunlichen Resultaten führte. Mit der Freilegung eines achteckigen Taufbeckens aus der Frühzeit des Christentums gelang ein sensationeller Fund, der ein helles LIcht in die eigentlich dunkle Zeit der spätantike in unserer Region wirft.


Aufsehen erregende archäologische Funde

"Wie verschiedene Funde zeigen, war das Plateau der mittelalterlichen Burg Hohen Rätien (Crap Son Gion) bereits in der späten Bronze- und frühen Eisenzeit (1000 - 600 v. Chr.) besiedelt. Während bauliche Befunde aus dieser frühen Zeit fehlen, ist eine umfangreiche Bautätigkeit für den Zeitraum des 4. bis 7. Jahrhunderts n. Chr. archäologisch nachgewiesen. Von 1999 bis 2006 hat der Archäologische Dienst Graubünden auf Hohen Rätien Reste eines spätantik-frühchristlichen Kirchenkomplexes ausgegraben, der vier Bauphasen aufwies: dem ältesten Kirchenbau wurde zuerst im Osten ein Annex und später im Norden ein Baptisterium angebaut. Die oktogonale, teilweise in den Boden eingelassene Piscina der Taufkapelle ist eines der ältesten Becken für christliche Erwachsenentaufe nördlich der Alpen.

Nach einer grundlegenden Erneuerung im 13. Jahrhundert wurde der ältere Bautenkomplex im 15. Jahrhundert durch die heute noch erhaltene Kirche ersetzt. Die bauliche Manifestation auf Hohen Rätien aus mehreren Jahrtausenden, eingebettet in das unmittelbare Umfeld des UNESCO-Weltkulturerbes der Albula-Berninabahnstrecke und am Tor zu den alpentraversierenden Pässen gelegen, stellt ein einzigartiges Denkmal überregionaler Ausstrahlung dar. Die Entdeckung und Freilegung einer spätantik-frühmittelalterlichen Taufanlage mit Piscina und den zugehörigen frühchristlichen Sakralbauten unterstreicht die hohe Bedeutung des Platzes für die frühe Kirchen-, Architektur- und Kulturgeschichte der Alpen."

(Text aus Regierungsentscheid, 11.5.2016)


Während mehr als 1000 Jahren

"Die stellenweise über 2 m hoch erhaltenen Mauern des Anbaus weisen noch grossflächige Reste des originalen Innenverputzes auf und ergeben damit einen der seltenen Raumeindrücke eines frühmittelalterlichen Sakralbaus. Im Zentrum des noch zu über zwei Dritteln fast unversehrten Mörtelbodens befindet sich eine vertiefte, achteckige Piscina, ein Taufbecken, welches der bis zum 8. Jahrhundert üblichen Ganzkörpertaufe für Erwachsene (Immersionstaufe) diente. Somit kann dieser Anbau als Baptisterium (Taufkapelle) angesprochen werden.
Die Saalkirche diente über 900 Jahre lang für den Gottesdienst und wurde in dieser Zeit mehrfach umgebaut, bevor sie der jetzt noch bestehenden spätmittelalterlichen Kirche weichen musste. Das Baptisterium jedoch blieb mitsamt seiner Ausstattung in der ursprünglichen Form erhalten.
Die Ergebnisse der bisherigen Ausgrabungen bedeuten für die Geschichte des 5. bis 8. Jahrhunderts der Burg Hohenrätien, wie auch des Kantons Graubünden schon jetzt eine wissenschaftliche Sensation. Vergleichbare Taufanlagen sind in der näheren Umgebung lediglich aus dem Kloster Disentis und aus Schaan FL bekannt, der ausserordentlich gute Erhaltungszustand der spätantiken Bauten auf Hohenrätien ist in der Schweiz allerdings bisher einzigartig".

Grosses Interesse findet ein schön erhaltenes oktagonales (achteckiges) Taufbecken, das der Erwachsenentaufe gedient hat.




Einführung in die allgemeine Geschichte HOHEN RÄTIENs.(Audiovisueller Guide)



"Frühchristliche Erwachsenentaufe" (Audiovisueller Guide)